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Interkulturelle Kommunikation im transnationalen Arbeitsumfeld

Förderung des interkulturellen Bewusstseins in der transnationalen Kommunikation

Wenn Sie als Freiwilliger anderen international tätigen Freiwilligen begegnen, werden Sie wahrscheinlich das, was Sie sehen und erleben, auf der Grundlage Ihrer kulturellen Werte beobachten, interpretieren und beurteilen. Dieser Ansatz ist absolut legitim, denn er ermöglicht es Ihnen, intuitiv und natürlich auf die durch die jeweilige Situation gegebenen Umstände zu agieren und zu reagieren. Ohne dieses verinnerlichte Wertesystem, das von allen Mitgliedern einer Kultur geteilt wird, würde die Orientierung fehlen. Es wäre wie Autofahren ohne GPS. Dieses kulturelle Orientierungssystem birgt jedoch die Gefahr es als allgemeingültig zu betrachten. Interkulturelle Begegnungen könnten so auf der Grundlage der Wertvorstellungen des eigenen kulturellen Hintergrunds beurteilt werden.

Warum kann dies ein Risiko für das Gelingen von interkultureller Kommunikation sein?

Hier sind einige Gründe:

  • Das Übersehen von Kulturunterschieden, kann zu Fehlinterpretationen interkultureller Kommunikationssituationen führen.
  • Die Nichtakzeptanz von Kulturunterschieden kann dazu führen, dass Steretypen und Vorurteile verstärkt werden.
  • Das Unterschätzen von Kulturunterschieden kann zu Ähnlichkeitsannahmen führen. Ähnlichkeitsannahmen können bedeuten, dass die eigenen kulturellen Werte und die eigene Weltsicht unhinterfragt bleiben. Dies könnte zur Folge haben, dass die andere Kultur weniger respektiert wird.

Diese drei genannten Gründe entsprechen den ersten drei “ethnozentrischen” Stadien in Milton J. Bennetts Konzept zum Ausbauprozess des interkulturellen Bewusstseins (DMIS Modell von Bennett, 2017 und https://www.idrinstitute.org/dmis/ ). Die Überbrückung dieser ethnozentrischen Phasen trägt zur Verbesserung der transnationalen Kommunikationsfähigkeiten bei.

Versuchen Sie herauszufinden, warum, indem Sie über die folgende Situation zur interkulturellen Kommunikation nachdenken.

Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Stellen Sie sich vor, Sie kommen aus einer Kultur, in der es ganz normal ist, ohne Zögern die eigene Meinung zu äußern oder direktes Feedback zu geben und zu erhalten. Seit ein paar Tagen arbeiten Sie nun mit einem neuen Kollegen/einer neuen Kollegin aus einem asiatischen Land an einem neuen internationalen Projekt. Eines Tages müssen Sie ihm oder ihr einige Anweisungen geben. Nachdem Sie mit Ihrem Kollegen überprüft haben, ob das, was Sie gesagt haben, klar war, nickt Ihr Kollege mit dem Kopf und sagt Ja. Sie erwarten, dass die Aufgabe nicht länger als ein paar Stunden dauern wird. Aber am Ende des Tages hat sich Ihr Kollege/Ihre Kollegin noch nicht wieder bei Ihnen gemeldet. Sie erkundigen sich und stellen fest, dass er oder sie kaum angefangen hat. Sie sind ziemlich verärgert, weil Sie sich für die folgenden Projektphasen auf seinen/ihren Input verlassen haben. Was ging schief?

Grundlage des Missverständnisses ist die Tatsache, dass Sie beide davon ausgingen, über das gleiche verbale und nonverbale Kommunikationssystem zu verfügen. Das Nicken des Kopfes und das verbale „Ja“ bedeuteten jedoch für den einen beteiligten Teil „Ich habe verstanden“, für den anderen „Ich habe gehört“, was nicht unbedingt bedeutet, dass die Botschaft rational verstanden wurde.

Was kann getan werden, um den Kommunikationsabbruch zu vermeiden?

Anstatt den anderen für einen Fehler verantwortlich zu machen, könnte wahrscheinlich ein erster Schritt darin bestehen, zu akzeptieren, dass die Kommunikation aufgrund kultureller Unterschiede schief lief und dies zu unterschiedlichen Auffassungen führte.

In einem zweiten Schritt könnten beide versuchen, ihren kulturell bedingten Kommunikationsstil zu ändern, indem sie zum Beispiel versuchen, einerseits mehr zwischen den Zeilen zu lesen und andererseits mehr um Hilfe zu bitten (vielleicht, indem sie sich an andere Kollegen wenden, falls dies gewünscht wird). Die beteiligten Parteien könnten auch versuchen, in einem informelleren Rahmen, z.B. während einer Kaffeepause, über die Situation zu sprechen. Dies wird insbesondere den Partnern aus kontextarmen Kulturen helfen, die Meinung zu äußern.

Mit mehr Übung und in die Zukunft gedacht werden vielleicht beide Parteien des obigen Beispiels in der Lage sein, von einem Kommunikationsstil zu einem anderen zu wechseln und verschiedene Kommunikationsstrategien anzupassen und zu integrieren, so wie es unterschiedliche interkulturelle Situationen erfordern. Das ist es, was in Milton J. Bennett Modell die höchste Stufe interkulturellen Bewusstseins darstellt. (Zum Modell siehe https://www.idrinstitute.org/dmis/; Barmeyer, 2012, S. 43)

https://pixabay.com/de/vectors/kunst-grenzen-junge-kinder-2026066/

Tipps zur Verbesserung des interkulturellen Bewusstseins in der transnationalen Kommunikation

  • Seien Sie offen für neue interkulturelle Erfahrungen.
  • Machen Sie sich darauf gefasst, von neuen Begegnungen überrascht zu werden.
  • Denken Sie über Ihre eigenen kulturellen Werte nach.
  • Seien Sie sich Ihrer persönlichen Einstellung zu Ihren kulturellen Werten bewusst.
  • Erkennen Sie kulturgebundene Verhaltensweisen und Kommunikationsstrategien bei sich selbst und bei anderen.
  • Hinterfragen Sie Ihr Verhalten und Ihre Kommunikationsstrategien.
  • Denken Sie über Ihre eigenen Denkmuster und Meinungen nach.
  • Versuchen Sie, die kulturellen Wurzeln von Zeitwahrnehmung, Darstellung von Status, Familienbande, Freundschaft zu verstehen.
  • Versuchen Sie in interkulturellen Kommunikationssituationen, die Perspektive Ihres Gegenübers einzunehmen.
  • Interessieren Sie sich für die kulturellen Normen und Werte Ihres kulturell anderen Gegenübers.
  • Hören Sie genau zu und geben Sie dem, was Ihr Gegenüber zu sagen hat, Raum, auch wenn dies für Sie bedeutet, einen Schritt zurückzutreten.

Diese Tipps erscheinen Ihnen vielleicht schwierig umzusetzen. Die gute Nachricht ist, dass interkulturelles Bewusstsein ein Lernprozess ist, der trainiert werden kann.