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Interkulturelle Kommunikation im transnationalen Arbeitsumfeld

Auswahl geeigneter Kommunikationsstrategien

Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Schätzen Sie direktes Feedback und nehmen es nicht als Kritik auf? Dann gehören Sie zu den so genannten „low context cultures“, die einen direkten Kommunikationsstil bevorzugen. Neigen Sie dazu, sich kompliziert auszudrücken, wenn Sie etwas von Ihrem Gegenüber verlangen? Dann sind Sie vielleicht Mitglied einer Kultur, die Höflichkeitsstrategien schätzt, um nicht das Gesicht zu verlieren.

Für eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Kulturen ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass es kulturelle Unterschiede in der Anwendung von Kommunikationsstrategien gibt. Dies kann sich z.B. in der Art und Weise zeigen, wie Kulturen Feedback und Meinungsverschiedenheiten ausdrücken, aber auch dadurch, wie sie verhandeln oder eine Präsentation halten (Lüsebrink, 2016, S. 59). Selbst Strategien verbaler Höflichkeit können verschieden sein.

Im Folgenden werden Sie einige kommunikative Kompetenzen kennen lernen, die bei der interkulturellen Kommunikation hilfreich sein können.

Anpassung des Kommunikationsstils:

In der transnationalen, interkulturellen Kommunikation kann es – unabhängig von Sprachkompetenzen – zu Missverständnissen kommen, weil die Gesprächspartner unterschiedliche Kommunikationsstile haben. Wie offen Sie Ihrem Gegenüber zeigen, dass Sie anderer Meinung sind, ist eine Frage der Kultur. Einige Kulturen erlauben ihren Mitgliedern, Meinungsverschiedenheiten sehr offen zu formulieren. Mitglieder dieser Kulturen fühlen sich wohl und schätzen es sogar, hilfreiche Rückmeldungen zu erhalten, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Warum ist das so?

Die Kulturen unterscheiden sich darin, inwieweit ihre Mitglieder mehr oder weniger direkt bestimmte Themen ansprechen. Sogenannte “Low-Context-Kulturen” bevorzugen einen direkten Kommunikationsstil. Die Angehörigen dieser Kulturen verlassen sich auf die tatsächliche Wortbedeutung. “High context” bevorzugen einen indirekten Kommunikationsstil. In diesen Kulturen ist es wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen und nonverbales Verhalten zu beobachten, um die gesamte Bedeutung der Botschaft zu erfassen.

Hier sind einige Eigenschaften der Kommunikationsstile:

“Hoher Kontext” Kulturen (by Edward T. Hall) “Niedriger Kontext” Kulturen (by Edward T. Hall)
Versteckte, implizite Botschaften – viele Elemente aus dem Kontext helfen den Menschen beim Verstehen Offene, explizite Botschaften – wenig Informationen müssen dem Kontext entnommen werden
Viel non-verbale Kommunikation Nonverbale Kommunikation hat weniger Bedeutung, der Fokus liegt auf verbaler Kommunikation
Beziehungen sind wichtiger als Aufgaben Die Aufgabe ist wichtiger als die Beziehung

Hier ist eine Skala, die das Verhältnis der Kulturen in Bezug auf die Polen “hoher Kontext” und “niedriger Kontext” zeigt, ein von Edward T. Hall entwickeltes Konzept. Die Rangfolge ist nicht absolut, da je nach bestimmten Themenfeldern die gleiche Kultur einen mehr oder weniger direkten Zugang zum Thema haben kann.

Tipps zum Umgang mit Herausforderungen in der transnationalen Kommunikation

In der transnationalen, interkulturellen Kommunikation ist es hilfreich, zu versuchen, den eigenen Kommunikationsstil an den Ihrer Kommunikationspartner anzupassen.

Wählen Sie Ihre Sätze und Worte besonders dann sorgfältig aus, wenn Sie sich in einer Situation befinden, in der Sie Vorschläge machen, Entscheidungen mitteilen, Anweisungen geben oder Feedback geben

Versuchen Sie, sich an die Höflichkeitsstrategien Ihrer Gesprächspartner anzupassen. Als Mitglied einer kontextarmen Kultur sind Sie vielleicht an weniger „leere Phrasen“ gewöhnt, die das vorrangige Ziel haben, Ihr Gegenüber in ein Thema einzubinden.

Hören Sie aktiv zu:

In der transnationalen, interkulturellen Kommunikation kann es – unabhängig von Sprachkompetenzen – zu Missverständnissen kommen, weil die Gesprächspartner einfach davon ausgehen, dass sie das Gesagte verstanden haben.

Warum überprüfen sie nicht das Verständnis?

Hier sind ein paar Grüde dafür:

  • Der Versuch, die Bedeutung der Worte Ihres Gegenübers wirklich zu verstehen, kann harte Arbeit Es ist weniger anstrengend, Annahmen über die Bedeutung zu treffen, da vertraute Interpretationsschemata verwendet werden können.
  • Der Versuch, die Bedeutung der Worte Ihres Gegenübers wirklich zu verstehen, kann recht zeitaufwendig Es geht schneller, Annahmen über die Bedeutung zu treffen.
  • Der Versuch, die Bedeutung der Worte Ihres Gegenübers wirklich zu verstehen, kann bedeuten, dass Sie möglicherweise Ihre Meinung ändern müssen. Das kann beunruhigend sein.
  • Der Versuch, die Bedeutung der Worte Ihres Gegenübers wirklich zu verstehen, kann bedeuten, dass Sie Ihren Lieblingssatz nicht sagen können, weil er nicht in den Kontext passen würde. Das kann bedeuten, dass Sie möglicherweise zurücktreten und neu denken müssen.

Es kann aber auch kulturelle Gründe geben, die zur Annahme einer bestimmten Bedeutung führen. Je nach kulturellem Hintergrund kann das Eingeständnis, eine Aussage nicht verstanden zu haben, sowohl für den Empfänger der Nachricht als auch für den Absender einen Gesichtsverlust bedeuten. Der Empfänger könnte sich für sich selbst und für sein Gegenüber schämen, weil er diesen in die unangenehme Lage versetzt hat, die Botschaft neu formulieren zu müssen. Der Sender kann sein Gesicht verlieren, weil er sich nicht klar genug ausdrücken konnte, so dass der andere nachfragen musste. Sicherlich lässt sich dieses Verhalten am besten in asiatischen Kulturen wie der chinesischen beobachten. Aber auch in einigen europäischen Kulturen lassen sich in Kommunikationssituationen, in denen die Gesprächspartner einen unterschiedlichen Hierarchiestatus haben, ähnliche Tendenzen beobachten.

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Tipps für aktives Zuhören in der transnationalen Kommunikation

  • Hören Sie genau zu, ohne Ihren Gesprächspartner zu unterbrechen.
  • Beobachten Sie sich selbst. Haben Sie das Bedürfnis, etwas zu sagen, während Ihr Gegenüber noch spricht? Warten Sie, bis Ihr Gegenüber fertig geredet hat.
  • Versuchen Sie, mit Ihren eigenen Worten neu zu formulieren, was Sie verstanden haben. Wenn Sie fürchten, dass der andere sein Gesicht verliert, kann eine Neuformulierung eine Kompromisslösung sein.
  • Versuchen Sie, die Perspektive ihres Gegenübers zu übernehmen. Das hilft, die Ansichten des Gegenübers zu verstehen.
  • Auch wenn Ihr kultureller Hintergrund dies vielleicht nicht zulässt, versuchen Sie, Fragen zu stellen, um auf der inhaltlichen und emotionalen Ebene zu begreifen.

Achten Sie auf verborgene Faktoren:

In der transnationalen, interkulturellen Kommunikation kann es – unabhängig von Sprachkompetenzen – zu Missverständnissen kommen, weil die Gesprächspartner nicht daran gewöhnt sind, versteckte Botschaften zu lesen. Diese können durch nonverbale Elemente wie Gesten, Mimik und Intonation (für den verbalen Teil siehe den obigen Abschnitt über Kulturen mit hohem und niedrigem Kontext) oder andere aussagekräftige Symbole vermittelt werden (siehe auch „Herausforderungen in der interkulturellen Kommunikation“. [LINK to section above])

Warum ist es schwierig, solche versteckten Faktoren zu entdecken?

Hier sind einige Gründe:

  • Manche Kulturen können es mehr als andere gewohnt sein, versteckte Faktoren anzuwenden. Folglich ist es für sie leichter als für andere, diese zu identifizieren.
  • Selbst wenn Kulturen es gewohnt sind, verdeckte Faktoren anzuwenden, können letztere kulturell verschiedene Bedeutungen haben (Lächeln in europäischen und asiatischen Kulturen).
  • Manchmal ist es eine Frage der persönlichen Einstellung. Es besteht immer die Gefahr, dass Bedeutung in der Kommunikation entweder unter- oder überschätzt oder über- oder unterinterpretiert wird.

Tipps zum Umgang mit Herausforderungen in der transkulturellen Kommunikation

  • Seien Sie sich bewusst, dass die Lautstärke der Stimme und die Sprechgeschwindigkeit kulturell bedingt sein und daher in der transkulturellen Kommunikation zu Missverständnissen führen können. Um dies zu vermeiden, beobachten Sie Ihre Kommunikationspartner und passen Sie sich an deren Lautstärke und Sprechgewohnheiten an.
  • Seien Sie sich bewusst, dass Gesten und Gebärden in den Kulturen ebenfalls unterschiedlich verwendet werden. Gesten können in einer Kultur eine präzise Bedeutung haben, die in einer anderen anders sein kann. Auch kann das Gestikulieren zu interkulturellen Missverständnissen führen. Einige Kulturen, die das Gestikulieren nicht gewohnt sind, können es als eine Form der emotionalen Darstellung missverstehen, die sie nicht gewohnt sind.
  • Beobachten Sie, ob Sie wiederkehrende verbale oder nonverbale Interaktionsmodi erkennen, wie etwa Phrasen und Strategien der Höflichkeit, verbale (Titel) oder materielle Attribute (Medaillen) oder jede andere Art von Symbolen.

Wie das Erlernen einer neuen Sprache ist auch die transnationale interkulturelle Kommunikation ein Lernprozess, bei dem Sie Ihre eigenen Fortschritte bemerken, wenn Sie sich ständig darin üben, sich Ihrer eigenen Kommunikationsgewohnheiten bewusst zu sein. Diese Bereitschaft, das eigene Potential zu fördern, wird es Ihnen erleichtern, sich für neue herausfordernde und interessante interkulturelle Begegnungen zu öffnen. Versuchen Sie, daran zu denken: Den Anderen verstehen zu wollen, ist eine Haltung, die Sie sich aneignen können.