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Interkulturelle Kommunikation im transnationalen Arbeitsumfeld

Interkulturelles Konfliktmanagement

Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Was glauben Sie: Sind Missverständnisse zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen immer auf die Kultur zurückzuführen?

Jeder Mensch hat seine eigenen Werte, Normen, Überzeugungen und Haltungen, die auf seinen kulturellen Hintergrund zurückzuführen sind.

Diese Elemente sind Teil unseres Orientierungssystems und helfen uns, die Welt, in der wir leben, zu verstehen. Sie lenken die Wahrnehmung unseres Umfelds. Daher werden wir das beobachtbare Verhalten unserer Mitmenschen je nach unserer eigenen Kultur anders interpretieren. Es ist, als ob Menschen eine Brille aufhätten, die ihre Sicht kulturell prägt und die das, was sie sehen, mal mehr, mal weniger merkwürdig oder auch akzeptabel erscheinen lässt.

Wie wir agieren und reagieren ist jedoch nicht immer von unserem kulturellen Hintergrund abhängig. Unsere Handlungen sind immer beeinflusst von

  • individuellen,
  • situationellen und
  • kulturellen Aspekten.

(Für das Attributionsdreieck: Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., n.d.)

 

Wenn wir versuchen zu verstehen, warum sich ein Missverständnis mit einer Person aus einem anderen Land ereignet hat, sollten die oben genannten Aspekte durch die folgenden drei Fragen einbezogen werden:

  • Kann ich den Grund des Missverständnisses allein auf die Kultur meines Gegenübers zurückführen?
  • Wurde das Missverständnis möglicherweise von der Situation beeinflusst (Stress, Sorgen etc.)?
  • Oder war die Persönlichkeit meines Gegenübers Grund für das Missverständnis?

Diese drei Fragen zu berücksichtigen, hilft, in der Situation nur einen relevanten Aspekt herauszufiltern und sich darauf zu fokussieren. Dadurch fällt es leichter, seinen Einfluss auf die Gesamtsituation zu begreifen. (https://www.austausch-macht-schule.org/materialien/ikus ).

Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Stellen Sie sich vor, Sie sind im wöchentlichen Projektmeeting. Sie arbeiten alle an einem Antrag für ein internationales Projekt. Wie immer vor Beginn der eigentlichen Besprechung tauschen Sie und Ihre KollegInnen sich über verschiedenste allgemeine Themen aus, möglicherweise auch über einige Aufgaben, die Sie kürzlich für das Projekt erledigt haben. Eine Projektmitarbeiterin aus einem deutschsprachigem Land, die erst kurz vorher in den Raum dazugekommen ist und recht verärgert scheint, ruft unerwartet und aufgeregt rein: „So, nun sollten wir wirklich anfangen, über den Antrag zu sprechen. Diese Treffen sind die reinste Zeitverschwendung!“.

Welchen Aspekten schreiben Sie das Verhalten der Teammitarbeiterin zu: kulturellen, individuellen oder situationsbedingten?

Sie könnten vielleicht denken, dass das Verhalten auf die Kultur zurückzuführen ist. In deutschsprachigen Ländern sind Treffen dazu da, um über die Themen zu sprechen, die auf der Tagesordnung des Treffens stehen. Zeit ist kostbar und „Zeitverschwendung“ durch einleitendes Smalltalk kann vielleicht ein Grund für die Unzufriedenheit sein.

In diesem Fall könnte aber der aufgeregte Zustand des Teammitglieds beim Betreten des Raumes zu einer anderen Interpretation führen. Der Ausbruch könnte auf eine belastende Situation auf persönlicher Ebene hindeuten.