-
- Introduction
- Was ist Kultur?
- Kultur ist wie ein Eisberg
- Kultur und die Kernelemente der Kultur
- Was ist interkulturelle Kommunikation?
- Welches sind die Herausforderungen interkultureller Kommunikation?
- Transnationale Kommunikationsfähigkeiten
- Förderung des interkulturellen Bewusstseins in der transnationalen Kommunikation
- Auswahl geeigneter Kommunikationsstrategien
- Interkulturelles Konfliktmanagement
- Stolpersteine in der Interkulturellen Kommunikation
- Welches sind die Elemente, die zu einer Konfliktsituation führen können?
- Konfliktstrategien
- Konfliktprävention
- Arbeit am interkulturellen Image der Organisation
- Was ist eigentlich das “Image einer Organisation”?
- Warum sollten Sie das Image Ihrer Organisation kulturadäquat anpassen?
- Wie können Sie an Ihrem interkulturellen Image arbeiten?
- Quiz
- Externe Quellen
Kultur und die Kernelemente der Kultur
Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Stellen Sie sich einen Moment lang vor, wie Ihre Freiwilligenorganisation wichtige Entscheidungen trifft. Fühlen Sie sich in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden?
Je nach dem kulturellen Hintergrund Ihrer Organisation haben Sie vielleicht mit Ja oder Nein geantwortet. Dies hängt zum Beispiel von bestimmten Elementen wie dem Verständnis von Hierarchie und der Manifestierung von Macht Ihrer Organisation ab. Beides sind relevante Elemente des Führungsstils Ihrer Organisation.
Es gibt verschiedene Instrumente, die helfen, Elemente der Kultur zu beobachten, zu verstehen und zu vergleichen. Diese bieten eine Grundlage zur Reflexion über Verhaltensweisen, die uns fremd erscheinen mögen.
Für den Kontext der Freiwilligenarbeit sind die sogenannten „Kulturdimensionen“ eine geeignete Grundlage, wenn es darum die Arbeit in internationalen Kontexten zu reflektieren. Kulturdimensionen gehen von der Hypothese aus, dass es universelle Kategorien menschlichen Verhaltens gibt, die allen Kulturen gemeinsam sind, von denen aber einzelne Kulturen kulturspezifische Ausprägungen aufweisen, wenn es darum geht, Lösungen für bestimmte Herausforderungen zu finden (Layes, 2010, S. 53s.).
Die Dimensionen, die Grundlage für das Modul „Interkulturelle Kommunikation“ [Link zu Modul 3] sind, basieren auf den wichtigsten Arbeiten von Geert Hofstede, Fons Trompenaars, Edward T. Hall und der Globe Studie zu Kulturdimensionen.
Es ist erwähnenswert, dass es gemäß der Globe Studie Ländercluster gibt, die, wenn sie im Arbeitskontext analysiert werden, a) ähnliches Verhalten und b) ähnliche Werte zeigen. Dies bedeutet, dass diese Gesellschaften ähnliche ideale Erwartungen haben, wie kulturell relevantes Verhalten sein sollte.
Hier sind einige Ländercluster aufgeführt, die der Globe Studie entnommen wurden (Accessed 21.5.20) und möglicherweise für die Freiwilligenarbeit und Freiwilligenorganisationen auf dem Weg der Internationalisierung relevant sein können:
Ländercluster | Länder |
Anglo | |
Ost-Europa | |
Deutschsprachiges Europa | |
Romanischsprachiges Europa | |
Skandinavisches Europa |
https://pixabay.com/de/illustrations/vernetzung-personen-gruppe-3712818/
Mit den Länderclustern sind bestimmte universelle Kulturdimensionen verbunden, die jedoch länderspezifische Ausprägungen haben. Im Folgenden finden Sie einige wörtlich aus der Globe Study übernommene Kulturdimensionen, die für Ihre Arbeit wichtig sein können (House, 2013, S. 12f.). Bitte bedenken Sie, dass der Grad, wie stark oder offensichtlich sich eine Dimension manifestiert, von kulturspezifischen Faktoren abhängt:
Kulturdimensionen Globe Study (House, 2013, p. 12f.) | Kulturdimensionen im Kontext der Freiwilligenarbeit | Fragen zum Verständnis der Kulturdimensionen in der Freiwilligenarbeit |
Leistungsorientierung: Der Umfang, mit dem eine Gemeinschaft Gruppenmitglieder zu Leistungssteigerungen und Spitzenleistungen ermutigt und belohnt (und ermutigen und belohnen sollte). | Diese Dimension kann sich darin zeigen, wie Ihre Organisation Engagement, Trainingsmaßnahmen und Weiterbildung von freiwilligen Helfern fördert und unterstützt, um deren Effizienz für ein neues internationales Projekt zu steigern. | Wie werden Sie belohnt (mit immateriellem Lob, Abzeichen „bester Freiwilliger des Jahres“), wenn Sie besonders gut waren?
An wie vielen Fortbildungen haben Sie im letzten Jahr teilgenommen? |
Durchsetzungsvermögen: Das Maß, mit dem Individuen in ihrer Beziehung zu anderen durchsetzungsfähig, konfrontativ und aggressiv sind (und sein sollten). | Diese Dimension kann sich in der Haltung zeigen, die Ihre Organisation oder Ihre Kollegen haben, wenn es darum geht, Leistungen untereinander zu messen und die eigenen Interessen vorzubringen.
Weniger wettbewerbsorientierte Kulturen legen mehr Wert auf Beziehungen und Bindungen. |
Wie deutlich zeigen Sie Ihren Wunsch, dass Sie Ihre Idee umsetzen oder Ihr Ziel verwirklichen wollen? |
Zukunftsorientierung: Das Maß, mit dem sich Einzelne an zukunftsorientierten Verhaltensweisen beteiligen (und beteiligen sollten), wie z.B. Planen, in die Zukunft investieren und Belohnungen hinauszögern. | Diese Dimension kann sich z.B. darin zeigen, wie sehr sich Ihre Freiwilligenorganisation um die Planung von Sitzungen oder zukünftigen Schritten eines Projekts bemüht.
|
Wie weit im Voraus planen Sie, die Früchte Ihrer Arbeit zu ernten?
Wie ist Ihre Einstellung zur Geldverwendung? |
Humane Orientierung: Das Maß, mit dem eine Gemeinschaft Individuen ermutigt und belohnt (und ermutigen und belohnen sollte), wenn sie fair, altruistisch, großzügig, fürsorglich und freundlich sind | Diese Dimension kann sich z.B. in der Einstellung einer Gesellschaft zur Freiwilligenarbeit zeigen. | Ist es für Sie als Freiwilligenorganisation einfach, andere in Ihre Aktivitäten einzubinden? Ist es leicht, Spenden zu sammeln? |
Machtdistanz: Das Maß, mit dem die Mitglieder einer Gemeinschaft erwarten (und erwarten sollten), dass die Macht gleichmäßig verteilt ist. | Diese Dimension zeigt sich zum Beispiel darin, inwieweit Sie an hierarchische Strukturen in Freiwilligenorganisationen gewöhnt sind. Sie kann sich auch in der Art und Weise äußern, wie Menschen ihren Chef oder Gleichaltrige ansprechen. | Wie sprechen Sie Ihren Chef an – so wie Ihre Kollegen in der Freiwilligenarbeit? |
Unsicherheitsvermeidung: Das Maß, in dem sich eine Gesellschaft, Organisation oder Gruppe auf soziale Normen, Regeln und Verfahren verlässt (und verlassen sollte), um die Unvorhersehbarkeit künftiger Ereignisse zu mildern. Je größer der Wunsch ist, Unsicherheit zu vermeiden, desto mehr streben Menschen nach Ordnung, Konsistenz, Struktur, formalen Verfahren und Gesetzen, um unvorhergesehene Situationen in ihrem Alltag abzudecken. | Diese Dimension kann sich z.B. in der Komplexität der Prozesse zeigen, die die Aufnahme neuer Freiwilliger in Ihrer Organisation bestimmen. | Wie wohl fühlen Sie sich mit Arbeitsprozessen, die Ihnen nicht klar erscheinen?
Wie detailliert definieren Sie Ihre Arbeitsprozesse? |
Zusammenfassend: Die Inhalte dieser Einheit und insbesondere die obige Tabelle kann Ihnen helfen, einige unsichtbare und vielleicht unbewusste Elemente Ihrer Kultur zu verstehen. Sich der eigenen kulturellen Kernelemente bewusst zu sein, ist ein Schritt zu einem besseren Verständnis der eigenen Verhaltensreaktionen. In Verbindung mit den Länderclustern kann die Tabelle Ihnen helfen, gewisse zunächst nicht erklärbare Fremdheitserfahrungen beim Kontakt mit neuen Kulturen besser einzuschätzen.
Disclaimer: Natürlich besteht die Gefahr der Stereotypisierung, wenn man versucht, „typische“ Verhaltensweisen einzuschätzen. Jedoch muss bedacht werden, dass Kulturdimensionen auf beobachtbarem Verhalten basieren, das für die meisten Mitglieder einer bestimmten Kultur normal ist. Es ist wichtig daran zu denken, dass man sich einer anderen Kultur nicht nähern sollte, indem man sie durch die eigene kulturelle Brille betrachtet, sondern indem man sie neutral beobachtet und Urteile aufschiebt.