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Interkulturelle Kommunikation im transnationalen Arbeitsumfeld

Konfliktstrategien

Nehmen Sie sich kurz Zeit zum Nachdenken: Stellen Sie sich vor, dass Sie gemeinsam mit anderen Mitgliedern einer Freiwilligenorganisation an einem Projekt arbeiten. Obwohl Sie sich alle einig sind, dass es für Ihre Organisation wichtig ist, neue internationale Kontakte zu knüpfen, weichen Sie in Ihren Ideen zur Strategie, wie neue internationale Organisationen angesprochen werden sollen, stark voneinander ab. Glauben Sie persönlich, dass sich dem Konflikt zu stellen, ein möglicher Lösungsweg darstellt? Oder gefährdet ein Konflikt zu stark die soziale Harmonie innerhalb Ihres Teams?

 

Wie Kulturen eine Konfliktsituation angehen, hängt sehr stark davon ab, wie Konflikte in einzelnen Kulturen wahrgenommen und bewertet werden. Stärker individualistische Kulturen (wie die deutschsprachigen Länder) können eine „positive“ Haltung gegenüber einem Konflikt haben. Dies bedeutet, dass in der Wahrnehmung dieser Kulturen Konflikte als förderlich für die Entwicklung einer Situation wahrgenommen werden, sofern diese bestimmte Situation angemessen in Angriff genommen wird. Diese Kulturen sehen die Gründe für einen Konflikt eher in Missverständnissen über Überzeugungen, Themen, Ziele, Sachverhalte usw.

Andere Kulturen dagegen, wie die kollektivistisch orientierten asiatischen, erleben den Konflikt als eine Störung etablierter Beziehungen, die das harmonische soziale Miteinander gefährdet. Diese Kulturen empfinden den Grund des Konflikts eher in einer gestörten Gruppenatmosphäre und Beziehung (Kammhuber, 2005, S. 298f.; Ting-Toomey, 1994, S. 364)

Wie ein Konflikt angegangen wird, hat viel mit dem Selbstverständnis der Beteiligten zu tun, das je nach kulturellem Hintergrund anders aufgebaut und wahrgenommen wird. In manchen stärker individualistischen Kulturen sehen sich Individuen als Akteure, als diejenigen, die über eine Situation und ihre eigenen Handlungen entscheiden. In diesen Kulturen ist das „Selbst“ eigenständig (Ting-Toomey, 1994, S. 361) – das Individuum („Ich“) wird höher als die Gruppe gewertet („wir“).

In stärker kollektivistischen Kulturen definieren sich Individuen über die Beziehungen innerhalb der Gruppe. Sie bauen ihre Identität als sein „vernetztes“ Selbst auf (Ting-Toomey, 1994, S. 361). Dies bedeutet, dass alle sich als aufeinander bezogen wahrnehmen und auf gemeinsame Bedürfnisse fokussieren. In diesen Kulturen wird die Gruppe höher als das Individuum gewertet.

Ausgehend von diesen Bedingungen können Mitglieder individualistischer Kulturen eher Strategien des „verbalen Angriffs und der Verteidigung verfolgen, um die eigene Position zu rechtfertigen, die eigene Meinung zu klären, die eigene Glaubwürdigkeit aufzubauen, die eigenen Gefühle zu artikulieren und Einwände zu erheben, wenn sie mit dem Vorschlag eines anderen nicht einverstanden sind“ (Ting-Toomey, 1994, S. 367, Übers. durch die Autorin desModuls). Diese Kulturen sind sehr stark lösungsorientiert. Kollektivistische Kulturen werden sich dagegen eher auf indirekte verbale Botschaften (z.B. Metaphern, Themenwechsel), nonverbale Zeichen und Schweigen stützen, um z.B. Zögern oder Unsicherheit zu zeigen.

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